Samstag, 26. Dezember 2009

Knigge für Unbemittelte

Ans deutsche Volk, von Ulm bis Kiel:
Ihr esst zu oft! Ihr esst zu viel!
Ans deutsche Volk, von Thorn bis Trier:
Ihr seid zu faul! Zu faul seid ihr!

Und wenn sie auch den Lohn entzögen!
Und wenn der Schlaf verboten wär!
Und wenn sie euch so sehr belögen,
dass sich des Reiches Balken bögen!
Seid höflich und sagt Dankesehr.

Die Hände an die Hosennaht!
Stellt Kinder her! Die Nacht dem Staat!
Euch liegt der Rohrstock tief im Blut.
Die Augen rechts! Euch geht’s zu gut.

Ihr sollt nicht denken, wenn ihr sprecht!
Gehirn ist nichts für kleine Leute.
Den Millionären geht es schlecht.
Ein neuer Krieg käm ihnen recht,
So macht den Ärmsten doch die Freude!

Ihr seid zu frech und zu begabt!
Seid taktvoll, wenn ihr Hunger habt!
Rasiert euch besser! Werdet zart!
Ihr seid kein Volk von Lebensart.

Und wenn sie euch noch tiefer stießen
und würfen Steine hinterher!
Und wenn Sie euch verhaften ließen
und würden nach euch Scheiben schießen!
Sterbt höflich und sagt Dankesehr.


Erich Kästner, 1928

Donnerstag, 4. Juni 2009

Wenn ich Friedrich Merz wäre...


"Seit Juli 2007 veröffentlicht der Deutsche Bundestag auf seiner Internetseite die Angaben der Abgeordneten über ihre Tätigkeiten und Einkünfte neben dem Mandat. Diese müssen dem Bundestagspräsidenten angezeigt werden. So sieht es das Abgeordnetengesetz vor. (...)

Auch die Einkünfte für jede einzelne Tätigkeit müssen angezeigt werden, sofern sie mehr als 1.000 Euro im Monat bzw. 10.000 Euro im Jahr betragen. Die Angaben erfolgen für jede Tätigkeit in drei Stufen: Stufe 1 erfasst einmalige oder regelmäßige monatliche Einkünfte einer Größenordnung von 1.000 bis 3.500 €, Stufe 2 Einkünfte bis 7.000 € und Stufe 3 Einkünfte über 7.000 €."
(Bundestag)

Gegen die Offenlegung ihrer Nebeneinkünfte legte Friedrich Merz im Jahr 2006 mit acht weiteren Abgeordneten des Deutschen Bundestags beim Bundesverfassungsgericht Klage ein. (Wiki)



Wenn ich als Bundestagsabgeordneter eine 'steuerfreie Kostenpauschale' in Höhe von derzeit 3.868 € monatlich bekäme,

zusätzlich noch 14.712 € für Mitarbeiter monatlich (Arbeitnehmerbrutto), da "ein Abgeordneter seine Mandatsaufgaben nicht allein bewältigen kann". ("Diese Summe erhält der Abgeordnete nicht selbst, sondern die Bundestagsverwaltung bezahlt die von den Abgeordneten eingestellten Mitarbeitern unmittelbar."),

außerdem eine 'Abgeordnetenentschädigung' von 7.668 €,

sowie Amtsausstattung, eine Altersentschädigung in Höhe von maximal 67,5 Prozent der Abgeordnetenentschädigung, dazu Übergangs- und Überbrückungsgeld,


Wenn ich darüber hinaus folgende 'Funktionen in Unternehmen' hätte:

- Vorsitzender des Beirates und des Aufsichtsrates bei der AXA Konzern AG, Köln , jährlich Stufe 3, also mindestens 7.000 Euro,

- Mitglied des Aufsichtsrates (bis 19.4.2007) der AXA Versicherung AG, Köln, jährlich Stufe 3

- Mitglied des Verwaltungsrates bei BASF Antwerpen N.V., Antwerpen, jährlich Stufe 3

- Mitglied des zentralen Beirates bei der Commerzbank AG, Frankfurt/Main, jährlich Stufe 3

- Mitglied des Aufsichtsrates bei der DBV-Winterthur Holding AG, Wiesbaden, jährlich Stufe 3

- Mitglied des Aufsichtsrates der Deutsche Börse AG, Frankfurt/Main, jährlich Stufe 3

- bis 28.02.2009 Mitglied des Aufsichtsrates der Interseroh AG, Köln, jährlich Stufe 3

- Mitglied des Aufsichtsrates bei der IVG Immobilien AG, Bonn, jährlich Stufe 3

- Mitglied des Verwaltungsrates der Stadler Rail AG, Bussnang/Schweiz, jährlich Stufe 3

sowie Vorsitzender des Aufsichtsrates der WEPA Industrieholding SE, Arnsberg, jährlich Stufe 3


Wenn ich außerdem nebenbei für 'Entgeltliche Tätigkeiten neben dem Mandat' in Form von Vorträgen bei der Egon Zehnder International GmbH, Hamburg, KPMG, Marienfeld, bei der Management Partner GmbH, Stuttgart, der Markant AG aus Berlin und der Pfleiderer AG, Neumarkt, jeweils ebenfalls mindestens 7.000 Euro pro anno kassierte,


Wenn ich darüber hinaus für die Rechtsanwaltsfirma Mayer Brown LLP als 'Partner' tätig wäre,

jener Kanzlei, die den Verkauf der mit gut 10 Milliarden Euro an Steuergeldern gestützten Krisenbank IKB für einen Preis von geschätzten 115 Millionen Euro an den amerikanischen Finanzinvestor Lone Star begleitet hat,


Wenn ich dazu noch ein Gründungsmitglied des Fördervereins für die arbeitgebernahe Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) wäre,


und trotz allem noch Zeit hätte, ehrenamtlich Mitglied des Beirates der Borussia Dortmund Geschäftsführungs-GmbH, Dortmund, des Wirtschaftsrates des Ballspielvereins Borussia 09 e.V. Dortmund, sowie Mitglied des Kuratoriums im Council on Public Policy, Bayreuth und Stellvertretender Vorsitzender der Gesellschaft zum Studium strukturpolitischer Fragen e.V. in Berlin zu sein,


- wenn ich also Friedrich Merz wäre, dann, ja dann würde ich auch "Mehr Kapitalismus wagen" wollen.

Ansonsten würd' ich mich lieber erst mal etwas ruhiger verhalten...

Wer doof fragt...

...kriegt doofe Antworten?

"Von: Umweltpraemie Umweltpraemie (Umweltpraemie@bafa.bund.de)
Gesendet: Freitag, 27. März 2009 13:05:02
An: xxxk@hxxx.com
Sehr geehrter Herr [hier mein E-Mail-Nick, obwohl ich mit vollem Namen unterschrieben habe],

antragsberechtigt sind nach der Richtlinie Privatpersonen und damit
natürlich auch Hartz IV-Empfänger.
Inwieweit eine Anrechnung auf das Arbeitslosengeld stattfindet,
entscheidet die zuständige Arbeitsagentur. Setzen sie sich bitte mit
dieser in Kontakt."


Das war's. Keine Unterschrift, nix. Also, die 'zuständige' Arbeitsagentur fragen.

Dienstag, 24. März 2009

Ich frag' mal ganz doof...

Gleiches Recht für Alle?

Ich frage an, bei der BAFA: dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle - bafa.de

Von: XXXXXXXXXXX
Gesendet: Dienstag, 24. März 2009 19:19:54
An: umweltpraemie@bafa.bund.de

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich möchte Sie bitten, mir folgende Fragen zur so genannten 'Abwrackprämie' zu beantworten:

Wie aus verschiedenen Quellen zu erfahren ist, ist die im Rahmen des Konjunkturpaketes II am 14. Januar 2009 vom Bundeskabinett beschlossene Umweltprämie von 2.500.- € für die Verschrottung eines mindestens 9 Jahre alten PKWs bei gleichzeitigem Kauf eines Neuwagens für den Antragsteller steuerfrei (s. z.B. http://de.wikipedia.org/wiki/Umweltprämie).

Den diesbezüglichen Artikel kann ich in der 'Richtlinie zur Förderung des Absatzes von Personenkraftwagen'
(http://www.bafa.de/bafa/de/wirtschaftsfoerderung/umweltpraemie/dokumente/foederrichtlinie_umweltpraemie.pdf)
leider nicht finden. Bitte teilen Sie mir den entsprechenden Absatz mit.

Gleichzeitig wird die Prämie jedoch auf Sozialleistungen des zweiten Sozialgesetzbuches (Hartz IV) als "Einnahme in Geldeswert"auf das Einkommen angerechnet (http://www.presseportal.de/pm/47069/1356728/lausitzer_rundschau).
Auch hier möchte ich Sie bitten, mir den relevanten Abschnitt der Richtlinie mitzuteilen.

Gemäß Punkt 2.2 der 'Richtlinie zur Förderung des Absatzes von Personenkraftwagen' sind antragsberechtigt alle "Privatpersonen". Bitte teilen Sie mir mit, inwiefern Empfänger von Sozialleistungen gemäß SGB II (vulgo Hartz IV) nicht zu der oben genanten Gruppe gehören sollten.

Gemäß §12 SGB II haben Leistungsempfänger Anspruch auf ein Vermögensfreibetrag von bis zu 9.750,- EUR (für nach dem 01.01.1948 Geborene), bzw. bis zu 33.800,- EUR für früher Geborene (http://de.wikipedia.org/wiki/Grundsicherung_für_Arbeitsuchende#Anrechnung_von_Verm.C3.B6gen).

Außerdem gelte nach einer Entscheidung des BSG vom 6. September 2007 ein Kfz bis zu einem Verkehrswert von 7.500 EUR als angemessen und sei als Vemögen nicht zu berücksichtigen.

Da es nun prämienberechtigte Neufahrzeuge gibt, deren Kaufpreis unter dem Vermögensfreibetrag eines SGB II-Leistungsempfängers liegt (z.B. Dacia Logan, Peugeot 107), möchte ich gerne erfahren, inwieweit die gängige Praxis - wie oben beschrieben - nicht gegen den Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes (Art. 3, Abs. 1) verstößt.

Unabhängig von der Frage, ob es Sinn ergibt, wenn ein Empfänger von SGB II-Leistungen seinen Vermögensfreibetrag für die Anschaffung eines neuen PKW aufwendet, sehe ich hier eine Ungleichbehandlung vor dem Gesetz und frage mich - und Sie -, inwieweit es rechtlich zu vereinbaren ist, dass bei 'Hartz IV'-ern die Umweltprämie als "Einnahme in Geldeswert" auf das Einkommen angerechnet wird, während andere Antragsteller die Prämie als steuerfreie Zuwendung betrachten können.

Über eine umgehende Beantwortung meiner Fragen würde ich mich sehr freuen.

Mit freundlichen Grüßen,
XXXXXXXX

PS: Ich behalte mir vor, diese E-Mail und Ihre Antwort im world wide web / Internet (ggf. anonymisiert) zu veröffentlichen.
Wenn Sie damit nicht einverstanden sein sollten, teilen Sie mir dies bitte unter Angabe der Gründe mit. Vielen Dank!


Mal schauen, was die so sagen...

Donnerstag, 12. März 2009

Are we there yet?

"Staatsmonopolistischer Kapitalismus (SMK) oder Staatsmonopolkapitalismus ist eine ursprünglich marxistisch-leninistische Bezeichnung für die Verschmelzung des imperialistischen Staats mit der Wirtschaft – die in dieser Phase nur noch aus dünn maskierten Monopolen bestehe – zu einem einzigen Herrschaftsinstrument unter Führung einer Finanzoligarchie, die in der Endphase des Kapitalismus erfolge. In der Bundesrepublik Deutschland war hierfür das Kürzel Stamokap gebräuchlich.

Die Stamokap-Analyse trifft mehrere Kernaussagen für die staatsmonopolistische Phase des Imperialismus. Dies sind hauptsächlich:

Der Stamokap sei eine historische Phase des Spätkapitalismus, die durch besondere ökonomische und politische Merkmale gekennzeichnet sei. Was die ökonomische Seite betrifft, so würden in jeder Branche eine kleine Anzahl großer Konzerne eine bedeutende Rolle spielen. Diese Großunternehmen verfügten über eine immense Marktmacht und besäßen aufgrund ihres Monopolcharakters sowie ihrer Größenvorteile entscheidende Rentabilitätsvorteile gegenüber anderen kleineren Unternehmen.

In politischer Hinsicht seien staatliche Eingriffe in die kapitalistische Produktionsweise charakteristisch für den Stamokap. Diese Regulierung zeichne sich aus durch staatliche Steuerpolitik, Subventionen, Investitionen, Verteilungspolitik, Sozialtransfers etc. Zu guter Letzt sorge der Staat also immer für eine Beschleunigung der kapitalistischen Akkumulation im Sinne der Konzerne, für Umverteilung von unten nach oben und für die Reproduktion des gesamten monopolkapitalistischen Systems.

Der ökonomische Einfluss der Großunternehmen wirke in die politische Sphäre hinein. Über Verbindungen zum Staat würden die Konzerne die Richtung und Maßnahmen der Politik zugunsten ihrer Interessen lenken und beeinflussen. Diese Einflussnahme erfolge durch Verbandslobbys, wechselseitigen Personalaustausch zwischen Wirtschaft und Politik sowie institutionalisierte Bündnisse.

Im Stamokap würden kapitalistische Widersprüche nicht gelöst, sondern nur verschleiert. Die Kluft zwischen armen und reichen Menschen werde größer, der Widerspruch zwischen gesellschaftlicher Produktion und kapitalistischer Aneignung bleibe bestehen. In letzter Instanz seien Unterdrückung, Militarisierung und Krieg dem Stamokap systemimmanent, da Gewalt – in welcher Form auch immer – sein Vermittlungsmechanismus bleibe."

Quelle: Wikipedia

Mittwoch, 11. Februar 2009

RIOT!




Riga, Lettland - 13.01.09



Sofia, Bulgarien - 14.01.09



Vilnius, Litauen - 16.01.09



Reykjavik, Island - 20.01.09